Ein Jahr Qi Gong
6:48 Uhr. Der Computer wirft mir sein synthetisches Licht entgegen. Ich sitze in meiner kleinen Wiener Wohnung die Zeit ab. Relativ ausgeschlafen und ein bisschen nervös warte ich bis die Tanzstunde beginnt…
„Guten Morgen!“ grüße ich die paar Mitmotivierten – Ein ivorisches „Morgeeen, Aufsteehn!!“ bring ich nicht! Ich möchte niemanden verschrecken! Denn falls ich weiter Qi Gong Stunden anleite, sollen auch Leute kommen. – Richtig gelesen! Ich darf heute den „Tanz im Universum“ anleiten. Irgendwie habe ich mich in diese Situation bugsiert und insgeheim frage ich mich: „Wie bist du hierher gekommen, Johanna?“ – Das frage ich mich oft.
Wie bin ich hierher gekommen?
Vor einem Jahr hat mich eine Freundin auf die Raunächte – Aktion aufmerksam gemacht. Ich hab paarmal geschnuppert und, so schnell konnten Ivo und Doris nicht schauen, hatte ich schon ein Abo für 3 Monate „Fit am Morgen“ in der Tasche.
Fit in den Morgen zu starten, dachte ich mir, kann nicht schaden. Zu mal ich vor einem Jahr mit vielen Tiefs und wenigen Hochs stand. Jetzt weiß ich, dass mich mein Bauchgefühl nicht in Stich gelassen hat.
O Gott letztes Jahr! Da kann ich mir nur auf den Kopf greifen. Überraschende Kündigung, der Exfreund als besten Freund, gewagte Selbständigkeit, neue Spiritualität, tiefgehende Therapie und… Großfamilien… Dings. Das alles wächst mir deswegen nicht über den Kopf, weil ich jeden Tag aufs Neue versuche, nicht zu kläglich, sondern fit, in das morgendliche synthetische Licht zu blinzeln. Weil: Wer will schon Mitleid! Das kann ich nicht gebrauchen. Und das mein ich ernst! Denn ich schlag mich tapfer wie eine Shaolin Mönchin – oder so.
Und Hierher?
Anleiten? Wie bin ich zum Anleiten der Stunden gekommen? Ich überlege ganz fest. kneife die Augen zusammen – passend, denn wir schauen gerade an einen leeren Punkt am Horizont – In meinem Kopf breitet sich gähnende Leere aus. Da werde ich die Antwort nicht finden.
„Naja,“ denke ich mir: „Dann muss ich wohl noch mehr qi-gongen und meditieren, um für die wichtigen Dinge des Lebens Antworten zu finden.“ Und beginne mit den Übungen.


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